Wie er seine Leidenschaft zur Kunst entdeckte
Als ich vor einigen Wochen am Feschmarkt durch die Hallen der Seifenfabrik flanierte, fiel mir ein Stand ganz besonders auf. Besser gesagt waren es die farbenfrohen Illustrationen von Philipp Strohmeier. Bis zu diesem Moment hatte ich von dem jungen Künstler noch nichts gehört, und nun stand ich da, und bestaunte seine farbenfrohen Werke. Werke, die mittels minimalistischer Linien und Farbtupfer ganze Geschichten erzählten und die mich derart faszinierten, dass ich das Talent vor mir unbedingt näher kennenlernen wollte. Vor einigen Tagen war es dann auch soweit. Philipp erzählte mir beim gemeinsamen Kaffee im Parks seine Geschichte, und wie er vor drei Jahren, ganz unverhofft, seine neue Liebe fand.
Schon am Anfang unseres Treffens erklärt mir Philipp, dass ihm die Umschreibung „jemand hätte ein Talent für etwas“ weniger zusagt. Aus Erfahrung weiß er, dass man das Zeichnen, wie ein Handwerk erlernen kann. So hatte er vor wenigen Jahren selbst noch nichts von seiner großen Leidenschaft geahnt. Eher zufällig entdeckte er die Liebe zur Kunst, und war von diesem Moment an wie besessen davon. Es ist wie verliebt sein, meint er. „Man will dafür einfach so viel Zeit wie möglich aufbringen und kann an gar nichts anderes mehr denken.“ Der mittlerweile Dreißigjährige führt heute ein Leben, das sein jüngeres Ich so wohl nie erwartet hätte. Ursprünglich wollte der Junge vom Land nämlich nur eins: Schreiben. Am liebsten fürs GEO Magazin, erwähnt er lächelnd. Seine schulische und berufliche Ausbildung verliefen dennoch in eine andere Richtung. So brach Philipp Strohmeier mit siebzehn das Gymnasium ab und erlernte den Beruf des Elektrikers. Das dieser Job eigentlich nichts für ihn ist, merkte er bereits damals. Dennoch folgten unzählige Stellen in diese Richtung und Mitte zwanzig ermöglichten ihm sein Beruf und die dazugehörigen Montage-Reisen einen Lebensstandard von dem so mancher sein Leben lang nur träumen kann. Große Wohnung, teurer technischer Schnickschnack und rosa Polohemden inkludiert. Irgendwann kam dann der Bruch. Für Philipp war der Moment erreicht, sich einzugestehen, dass dies nicht das Leben war, das er sich erhofft hatte. Es passte nicht. Kurzum zog er einen Schlussstrich und verschenkte seine Möbel, seine Kleidung und seine sonstigen Habseligkeiten. Er zog zu seinem Bruder und fasste kurz darauf den Entschluss sich für ein halbes Jahr nach Indien abzusetzen. Eine Reise, die er heute sachlich, als persönliche Entwicklungsreise umschreibt. Im ersten Monat hatte er noch „Schiss“ meint er. Ihn ängstigte nicht das Alleinsein in weiter Ferner – das kannte er von seinen Montage-Reisen – nein, er hatte Angst, da er das erste Mal im Leben kein Ziel vor Augen hatte. Das „Wohlfühlen“ stellte sich erst nach einem Monat ein, meint er. Heute ist er für die vielen Erfahrungen und Begegnungen, waren sie damals auch noch so skurril, dankbar. Irgendwann wusste er, dass die Zeit reif war in die Heimat zurückzukehren. Er hatte sich vorgenommen Germanistik zu studieren. Als Literaturliebhaber, und weil Sprache für ihn seit jeher ein wunderschönes Ausdrucksmedium war, verlief dieses anfangs auch recht vielversprechend. Doch irgendwann folgte ein Job als Journalist und das ständige verfassen von Clickbaiting – Texten frustrierte ihn. Das Schreiben fiel ihm immer schwerer und der Drang nach etwas Neuem wurde immer größer. Mit 27 beschloss er sich der Kunst zuzuwenden. Seine Leidenschaft war von Anfang an entfacht. Heute vergleicht er dieses Gefühl mit dem der Verliebtheit. Er war wie besessen und konnte an nichts anderes mehr denken. Unzählige Stunden verbrachte er damit, sich in seinem Zimmer zu verschanzen und Formen und Linien zu üben. Erst nach zwei Jahren trat er mit den ersten Zeichnungen an die Öffentlichkeit. Facebook Profilbilder wurden schrittweise durch farbenfrohe Illustrationen ersetzt und zeugten von seiner neugewonnenen Liebe. Irgendwann zeigte eine Bekannte zufällig einige Fotos bei ihrem Friseur herum. Karina und Michel vom Friseursalon Propaganda waren es schlussendlich auch, die Philipp seine erste Ausstellung ermöglichten. Von da an gings eigentlich nur mehr bergauf, meint er. Die ersten Kundenaufträge sowie weitere Ausstellungen folgten. Und heute? Heute lebt er sein Leben, wie er es sich immer erträumt hat. Nunja, er schreibt nicht fürs GEO Magazin, aber er schreibt wieder. Dank der Kunst kamen auch die Worte zurück. Außerdem kann er im Atelier X unter Gleichgesinnten seiner neuen Berufung nachgehen. Dort kann man ihn auch gerne besuchen, sagt er. Denn jetzt lässt er ja schließlich alle an seiner neuen Liebe teilhaben…
Philipp auf Instagram (hier)
Kontakt:
Atleier X
Ägydigasse 15
8020 Graz
philipp.strohmeier@gmail.com